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Der Weg der Geranie von der Wildpflanze zum Dekostar

Eigentlich ist die Geranie in Europa eine Exotin. Ihre ursprüngliche Heimat ist das südliche Afrika. Vom Kap der Guten Hoffnung aus startete die aparte Schönheit im 17. Jahrhundert ihren Siegeszug um die Welt.

Pelargonien, besser bekannt unter dem Namen Geranien, sind im Sommer allgegenwärtig. Mit ihrer üppigen Blütenpracht verwandeln die pflegeleichten Schönheiten Balkone, Terrassen, Gärten und Parks in leuchtende Farbenmeere, und das überall auf der Welt. In vielen Ländern betrachten die Menschen die Geranie als festen Bestandteil der eigenen Kultur und Heimat. Die Schweizer haben sie gar zu ihrer Nationalblume erkoren. Dabei ist die aparte Schönheit in Europa eigentlich eine Exotin. Ihre ursprüngliche Heimat ist das südliche Afrika. Vom Kap der Guten Hoffnung aus startete die Pflanze im 17. Jahrhundert ihren Siegeszug um die Welt.

Südafrika, die Wiege der Pelargonien

In Südafrika findet man mehr als 250 Wildarten der Pelargonie, rund 50 davon allein in der Gegend um den Tafelberg. Auch in Australien, Neuseeland, dem Iran oder Irak sind Pelargonien heimisch, nirgendwo ist der Artenreichtum jedoch so groß wie in Südafrika. Mit unseren heutigen Zuchtformen haben viele der Wildarten kaum noch etwas gemein. Einige wachsen zum Beispiel buschartig und werden bis zu zwei Meter hoch, andere Arten wachsen sukkulent in Wüsten und Halbwüsten. Diese bis zu einen Meter hohen Pflanzen besitzen oft dicke Stämme, die ihnen als Wasserspeicher dienen.

Vom Kap der Guten Hoffnung ins niederländische Leiden

Wann und wie genau die ersten Pelargonien nach Europa gelangten, ist nicht überliefert. Als sicher gilt jedoch, dass 1672 mehrere Pelargonienarten von Südafrika in die Niederlande geschickt wurden. Die Niederländer hatten am Kap der Guten Hoffnung eine Niederlassung errichtet, die ihren Schiffen auf dem Weg in die Holländisch-Ostindische Kompanie als Versorgungsstation diente.

1672 entdeckte der Deutsche Paul Hermann, ein in holländischen Diensten stehender Schiffsarzt und Botaniker, in der Region um den Tafelberg neben zahlreichen anderen Blühpflanzen die Pelargonien, und er beschloss, einige Exemplare davon in die Niederlande verschiffen zu lassen. Die Pflanzen erwiesen sich als erstaunlich robust und überstanden die lange Reise unbeschadet, und so wuchsen 1686 im Botanischen Garten der Stadt Leiden bereits zehn verschiedene Pelargonienarten.

Der Siegeszug der Pelargonie

Von Leiden aus gelangte die schöne Exotin zunächst in weitere botanische Gärten in den Niederlanden. Im 18. Jahrhundert war sie dann in botanischen Gärten überall in Europa zu finden. Der Adel und wohlhabende Städter entdeckten die schöne Pflanze für sich und kultivierten sie in ihren Gärten und Gewächshäusern. Von Anfang an war die Pelargonie fälschlicherweise unter dem Namen Geranie bekannt.

Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde sie der botanischen Gattung Pelargonium zugeordnet. Die richtige Bezeichnung Pelargonie konnte sich allerdings bis heute nicht gegen den Namen Geranie durchsetzen. Im 19. Jahrhundert verbreitete sich die Pelargonie schließlich flächendeckend in ganz Europa. Zahllose Sorten mit unterschiedlichen Blütenfarben, Wuchs- und Blätterformen entstanden. 1826 wurden im Weimarer „Hortus Belvederanus“ bereits 352 Geranienarten und Hybriden beschrieben.

Die Geranie heute

Mittlerweile ist die Zucht und Produktion von Geranien ein weltweites Geschäft. Jahr für Jahr kommen zahlreiche neue Sorten auf den Markt. Das aktuelle Geraniensortiment umfasst mehr als 500 verschiedene Typen. Die meisten davon gehen auf einige wenige der etwa 280 bekannten Wildarten zurück. Im sonnigen Klima Afrikas und Mittelamerikas wachsen die Mutterpflanzen der modernen Sorten in Gewächshäusern heran. Von diesen werden jedes Jahr Millionen von Stecklingen geerntet, die dann per Flugzeug in ihre Bestimmungsländer gebracht werden, wo sie in Produktionsgärtnereien zu verkaufsfertigen Pflanzen heranwachsen.

Allein in Europa werden jährlich etwa 500 Millionen Pelargonien verkauft. Und ein Ende dieser Erfolgsgeschichte ist nicht in Sicht.